Das Leben von Pauline von Mallinckrodt (1817–1881)

Nach ihr ist unser Heim benannt

Pauline wird am 3. Juni 1817 zu Minden als Tochter eines hohen preußischen Staatsbeamten geboren. Neben den verantwortungsvollen Aufgaben, die ihr, bedingt durch den frühen Tod der Mutter, zukommen, erkennt sie den Auftrag, sich für die Menschen einzusetzen, die durch die zunehmende Technisierung der Arbeitsplätze in schwere materielle, mehr noch in geistig-seelische Not gefallen sind. Einfallsreich und tatkräftig steht sie selbst im Dienst an Kranken und Hilfsbedürftigen. Sie begründet und unterstützt den Aufbau neuer Hilfsmaßnahmen; sie weiß, dass Wege zur Lösung des Problems der Verflechtung von Arbeitslosigkeit, Armut und sozialer Bindungslosigkeit ohne Vorbild gefunden werden müssen. Die Erziehung und Bildung der Kinder erscheint ihr besonders notwendig. Für diese Aufgabe wirbt sie um die Mithilfe der Frauen, weckt Bereitschaft, Vertrauen und Hoffnung. Ihr Einsatz für den Nächsten lebt aus ihrer tiefen Gottverbundenheit, aus der Begegnung mit Gott in der Eucharistie.

Am 21. August 1849 gründet sie in Paderborn die Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe. Durch ihre Berufung zum Ordensleben in dieser Kongregation übernehmen die Schwestern mit ihr die Aufgabe, soziale Not zu lindern sowie den Menschen ihrer Umgebung den Sinn des Lebens zu erschließen. Zunächst ist die Betreuung und Erziehung der Blinden die Hauptaufgabe der Kongregation. Bald kommen neue Arbeitsgebiete hinzu. Die starke Persönlichkeit Mutter Paulines zeigt sich besonders, als im Kulturkampf ihr Werk nahezu vernichtet wird. Mit entschiedenem Vertrauen auf Gott geht sie ihren Weg weiter und findet neue Wirkungskreise in anderen Ländern. Bei ihrem Tod am 30. April 1881 umfasst die Kongregation 421 Mitglieder.

125 Jahre sind seitdem vergangen. Pauline von Mallinckrodt wirkt durch ihre Ordensgemeinschaft in unsere Zeit hinein.

In Deutschland, in Italien, in Nord- und Südamerika und auf den Philippinen arbeiten „Schwestern der Christlichen Liebe“ im Erziehungs- und Bildungsbereich sowie in seelsorglichen und caritativen Diensten.

Pauline von Mallinckrodt war eine Persönlichkeit, in der durch treues Mitwirken mit der Gnade das ganze Menschsein zur Reife und Vollendung gekommen ist. Aus der bewussten Ausrichtung ihres Lebens auf Gott und auf den Anspruch des Evangeliums entfalteten sich in ihr die helfenden und heilenden Kräfte, mit denen sie den sozialen und geistig-geistlichen Nöten ihrer Zeit zu begegnen suchte:

  • mit Einfallsreichtum und großem Einfühlungsvermögen in die Lage der einzelnen (Blinde, unversorgte, verwahrloste Kinder, Menschen am Rande der sich entwickelnden Industriegesellschaft, Mädchen und Frauen, für die es nur höchst unzureichende Ausbildungsmöglichkeiten gab …)
  • mit einem am Evangelium geschulten sozialen Verantwortungsbewusstsein
  • mit besonderer pädagogischer Begabung zur Menschenführung
  • mit Mut und Gerechtigkeitssinn in den kulturpolitischen Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche
  • mit Offenheit, wach und unterscheidend Neues zu wagen infolge der zeitbedingten Widerstände gegen ihr Werk.

 

Pauline von Mallinckrodt

Pauline von Mallinckrodt

Die Begründung für die Seligsprechung am 14. April 1985 liegt darin, dass die Kirche nach sehr gründlicher Prüfung zu der Überzeugung gekommen ist, dass hier ein Mensch sich ganz auf seine Berufung zum Leben nach dem Evangelium eingelassen hat und den Menschen seiner Zeit und auch den heutigen ein untrügliches Zeichen ist, dass ein Leben aus dem Glauben an Gott zu seinem Ziel kommt und den Mitmenschen zum Heil wird.