Tiergestützte Intervention im Kinderheim Pauline von Mallinckrodt

Im Kinderheim Pauline von Mallinckrodt arbeitet Angela Thomas als Psychologin. Sie hat sich als Fachkraft für tiergestützte Intervention ausbilden lassen und berichtet im Folgenden über ihre Arbeit:

Ich arbeite als Psychologin Jahren in der Pauline und werde dabei seit einiger Zeit von meinem Silken Windsprite-Rüden Pepino unterstützt. An 2 Tagen in der Woche begleitet er mich im Gruppenalltag der Gruppe 1 oder wird gezielt in Einzel (halben)-Stunden eingesetzt.

Pepino wedelt wie wild, wenn wir die Mädchengruppe ansteuern. Er liebt die Kinder und sie lieben ihn. Die Vermutung, dass die Kinder sich stärker entspannen können und die Stimmung besser ist, wenn der Hund dabei ist, hat sich voll bestätigt. Alle Mädchen der Gruppe 1 fragen nach Pepino und freuen sich, wenn er da ist.

Ich arbeite mit Pepino nach verschiedenen, speziellen tiergestützten Methoden. Wichtig ist es für mich nicht, dass Pepino Kunststücke kann oder bedingungslosen Gehorsam zeigt. Im Gegenteil: Der Hund soll frei sein und als Hund das tun, was er am besten kann – Emotionen auslösen und in Resonanz gehen, die Kinder da abholen, wo sie sind, Verhalten spiegeln und manchmal auch Grenzen aufzeigen, trösten und begeistern, zum Lachen bringen und manchmal auch Tränen ablecken.

Pepino ist ein sehr resonanzfähiger Hund, der genau spürt, wie die Stimmung um ihn herum ist. Zwei Situationen möchte ich als Beispiele schildern:

In unserer Kleinkindergruppe KOLIBRI stand ein 4-jähriges Mädchen in der Tür und hatte Angst, war aber auch fasziniert von diesem großen Tier, mit dem es Auge in Auge gegenüberstehend, staunend, eigentlich Kontakt aufnehmen wollte. Ich hatte Pepino an der lockeren Leine, wie immer auf dem Kinderheimgelände. Er ging mit den Vorderbeinen auf den Boden, wie bei einer Spielaufforderung und robbte ganz langsam bis auf einen halben Meter an das Mädchen heran. Sie traute sich dann, ihn zu streicheln, er legte sich vor sie.

Ein älteres Mädchen kam gerade mit dem Fahrrad von der Schule, als ihm das Rad umfiel und alle auf dem Gepäckträger liegenden Bücher auf den nassen Boden fielen. Sie wurde sehr wütend, weinte und trat nach den Büchern. Pepino und ich kamen gerade aus dem Therapie-Haus und gingen an dem Mädchen vorbei. Als das Kind uns sah, schaute es Pepino weinend und schluchzend an. Der Hund ging auf das Mädchen zu und leckte ihr die Tränen ab. Das fand sie sehr süß und lachte. Sie schaffte es dann, die Bücher aufzuheben, meine Hilfe anzunehmen und in die Gruppe zu gehen.

Ein resonanzfähiger Hund ist aber auch ein sensibler Hund. Man muss ihn ständig im Blick haben und schützen. Das kann er selbst oft nicht ausreichend. Die Stimmung und den Belastungsgrad der Kinder und Jugendlichen trägt auch der Hund mit sich. Es ist wie mit einem Rucksack, der dem Hund für die Zeit der Therapiestunde umgehängt wird.

Um die tiergestützte Intervention einsetzen zu können, müssen einige Formalien beachtet werden. In einem speziellen Konzept werden die Methoden, Voraussetzungen und Grenzen sowie die Ziele dieser Interventionsmethode zusammengefasst. Ein Hygieneplan, ein Medizinal- und Prophylaxebogen und eine Tierbestandsdokumentation sind ebenfalls Bestandteil dieses Konzepts.

Ich freue mich darauf, mit den beiden „Windis“ Pepino und zukünftig auch Mateo hoffentlich vielen Kindern und Jugendlichen ein Stück von der Freude, die meine Hunde mitbringen und auch transportieren, abgeben können.

Angela Thomas

(Diplom-Psychologin und Fachkraft für tiergestützte Intervention)

 

Tiergestützte Angebote fördern viele Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung. Neben den Angeboten von Frau Thomas greifen wir für unsere Kinder und Jugendlichen immer wieder auf reittherapeutische Einheiten von externen, zertifizierten Anbietern zurück. Gerade bei Kindern, die unter Bindungsstörungen leiden, ist die Kontaktaufnahme zu einem Tier von großem Wert. Solche tiergestützten Angebote werden meistens nicht durch die öffentliche Hand finanziert. Wir sind hier auf Spenden angewiesen. Mit dem Erbe von Meta Kalbfuß konnten wir einen Grundstock für die Finanzierung solcher Angebote legen. Meta Kalbfuß war es ein besonderes Anliegen durch ihren Nachlass Kindern und Jugendlichen Zugang zur tiergestützten Arbeit zu ermöglichen. Wir haben dies als Anlass genommen, den Meta-Kalbfuß-Fond zu gründen. Dieser ist aber nicht unendlich hoch und muss immer wieder durch Spenden aufgefüllt werden.

 

 

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