Wanderung 6: (26.10.2018)

Die Angst vor einer zu engen Lagerstatt und dem daraus resultierenden Schlafmangel, war eigentlich unbegründet, machte man es so wie die Kinder – einfach hinlegen und schlafen. Defizite in der Erholungszeit entstanden eigentlich erst dadurch, dass die Tage durchgehend anstrengend waren und das abendliche Zusammensitzen und der dadurch reduzierten »Restschlafzeit« die Müdigkeit forcierte.

Unabhängig von der individuellen Fähigkeit auch unter schwierigen Bedingungen einzuschlafen und auch auf engem Raum erholsamen Schlaf zu finden, ging es heute Morgen früh los. Die finale Strecke musste erlaufen werden.

Vor dem letzten anstrengenden Marsch stärkten wir uns mit einem ausgiebigen und wirklich leckeren Frühstück und wanderten dann um 10:15 h los.

Gestern waren unsere Heimleitung und unser ehemaliger Erziehungsleiter angekommen, um den Kindern, indem sie heute eine Strecke mitwanderten, ihren Respekt zu zollen. Beim Frühstück saßen wir alle zusammen und bildeten eine eingeschworene Gemeinschaft. Frau Boddenberg, ihr Sohn Lukas und Herr Regber saßen mitten unter uns, als wären sie schon immer mit uns gewandert.

Unter großem »Hallo« ging die große Truppe, immerhin 51 Personen los und bildete eine beeindruckende Schlange, die sich entlang der Straße fortbewegte. Schnell verschwand sie auf dem Kolonnenweg, der sie zwischen Thüringen und Bayern Richtung Norden führen sollte. Während sie im Licht des Morgens verschwanden, beseitigten wir die Reste des Frühstücks, reinigten unsere Herberge und planten dann das abschließende Abendessen. In dieser zentralen Aufgabe vertieft, erreichte uns ein Anruf. Matthias, der die Gruppe heute, trotz der kurz erwähnten gestrigen Orientierungsschwierigkeiten, anführte, fand zum Glück ein Schild, in dem auf die bevorstehende Treibjagd in einem Wäldchen hingewiesen wurde. Nun ist eine Treibjagd an sich kein Problem und dient seit Jahrhunderten der Ergötzung von Adeligen, Reichen und Politikern. Übrigens – auch Politiker der damaligen SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) waren bemüßigt, sich diesem Vergnügen des verhassten Kapitalismus anzuschließen.

Zurück zum eigentlichen Problem: Um nicht selbst Opfer oder Ziel der Treibjagd zu werden, diese sollte just an diesem Tag im Wald stattfinden, musste Matthias eine Lösung finden. Ein großes Problem war daher auch die durch den Kolonnenweg vorgegebene Route, denn diese oder dieser führte mitten durch den bejagten Wald. Ein Anruf bei Herrn Licht, ein Angestellter der Stadt Bad Rodach, brachte uns die ersehnte Hilfe. Er erklärte uns alternative Wege, die zwar weniger schön, aber weniger gefährlich waren. So verließen wir den Kolonnenweg und marschierten in Kolonne über kleine geteerte Wege und Straßen. Das Ziel Ummerstadt wurde dann doch erreicht und alle waren stolz, die Gesamtstrecke von 105 Kilometern zurückgelegt zu haben.

Die Rückfahrt mit den Bussen zur Herberge war dann relativ ruhig, denn die Tage haben auch bei den robusten Kindern Spuren hinterlassen. Nach einem großen Hallo im Lager wurde gegessen und eifrig über die vergangenen Tage diskutiert. Danach wurden die Betten bezogen, denn morgen wird früh zum Wecken geblasen, denn der Zug fuhr schon um 7:05 h. Nur die Freude auf das eigene Bett verhinderte einen Proteststurm der Kinder, ob dieser fürchterlichen Information. So brauchten sie mehrere Ermahnungen von mittlerweile selber ermüdeten Pädagogen, bis endlich Ruhe einkehrte.

Gibt es ein Resümee?:

Wie im letzten Jahr war es eine wunderschöne Maßnahme, die es nicht nur ermöglichte Kinder, sondern auch Pädagogen aus anderen Gruppen näher oder neu kennenzulernen.

Das die Kinder nicht weniger, sondern oft mehr aushalten als wir, habe ich schon beschrieben.

Ich möchte aber nicht versäumen, einigen Menschen zu danken. Danken, dass sie diese Maßnahme erst möglich machen:

 

  • allen Spendern, die durch ihre Hilfe die Planung und Durchführung ermöglichten
  • allen pädagogischen Mitarbeitern, die zu einer Teilnahme an diese Aktion bereit waren
  • der Leitung des Kinderkeimes Pauline von Mallinckrodt
  • und in erster Linie den Kindern, die uns durch ihre unermüdliche Neugier immer an den Rand des Wahnsinns und in Erklärungsnot brachten. Uns aber erst auf diesen Weg führten und gemeinsam mit uns lernten.