Wanderung 5: (18.10.2019)

Am frühen Morgen, nach viel zu kurzem Schlaf, wachten wir auf und mussten uns sputen, denn die müden Grenzwanderinnen und –Wanderer wollten ihren Energiespeicher neu auffüllen. Nur wenig Zeit blieb uns, um nochmals die Erzählungen des Bürgermeisters Revue passieren lassen, denn dann begann wieder die Schlacht an der Essensausgabe.

Irgendwie sah der Himmel ein bisschen gruselig aus, denn am Himmel spielten die Wolken fangen und jagten sich durchs Firmament, bis sie keinen Platz mehr fanden. Sie prallten aufeinander und bildeten eine große schwarze Wolke, die warnend den Horizont verschluckte. Doch unsere Wanderer waren nicht verzagt und Angst vor dem Wetter konnte sie nicht schrecken. Die Rucksäcke wurden gepackt und kurze Zeit später wand sich die Menschenschlange den Berg hinauf und verschwand scheinbar in den sich auftürmenden Wolken.

Wir hingegen packten das Lager ein und da wir mittlerweile ein eingespieltes Team waren, zeugten kurze Zeit später nur die Busse mit den Hängern unsere Anwesenheit. Der Hausmeister, der uns gestern schon die Grundschule aufgeschlossen hatte, war jedenfalls zufrieden und entließ uns zufrieden und mit besten Wünschen Richtung Fladungen, wo wir die letzten beiden Nächte in der örtlichen Festhalle verbringen würden.

Während die Busse mühsam die schweren Hänger Bergauf und Bergab schleppten, kämpften sich die Gruppe über langsam verfallende Kolonnenwege, die zwischenzeitlich über längere Strecken kaum noch als Weg erkennbar waren. Immer wieder schlossen sich die Bäume über dem Pfad und Sträucher bildeten häufig Barrieren, die nur schwer zu überwinden waren. Und es kam, wie es kommen musste, der Himmel öffnete seine Schleusen und es begann unaufhörlich zu regnen. Wer nun denkt, dass sich die unermüdlichen Grenzgänger davon hätten abschrecken lassen, befindet sich auf dem Holzweg. Unermüdlich kämpften sie sich über Berg und Tal, oft einen Fluch auf den Lippen, wenn wieder ein Fuß seinen sicheren Halt verlor, aber immer näher kamen sie dem heutigen Ziel – Weimarschmieden.  

In der Zwischenzeit war das Lager gerichtet, das Essen war vorbereitet und wir harrten auf unsere Wanderer. Endlich der erlösende Anruf, sie waren angekommen und baten um Abholung. „Klatschnasse“ Gestalten standen in der Ortsmitte von Weimarschmieden. Das Wasser tropfte aus allen Ritzen aber trotzdem blitze in den meisten Mundwinkeln ein Grinsen auf – sie hatten dem Unbill des Wetters getrotzt und hatten sich bis hier durchgekämpft und sie hatten jedes Recht, stolz auf sich zu sein.

Schnell brachten wir sie unserer neuen und zugleich auch letzten Unterkunft für zwei Nächte. Eine schöne große Festhalle erwartete sie, nur – die Dusche funktionierte nicht richtig; sie ließ sich nur eiskaltes Wasser entlocken. Eine Situation, die nach dem anstrengenden Tag als nicht ideal zu bezeichnen ist. Aber davon ließen sich einige Unerschrockene nicht abhalten und duschten eben bei eisigen Wassertemperaturen. Beim Abendessen gab es viele Geschichten zu erzählen und dementsprechend fröhlich und temperamentvoll war die Atmosphäre. Einige Male mussten die Kinder ermahnt werden, damit jeder zumindest seine eigene Stimme hören konnte.

Wer nun denkt, die Kinder und Jugendlichen wären müde gewesen, der irrt. Schnell fand sich eine große Gruppe, die sich in die Mitte des Festsaals setzte und dort „Werwolf“ spielte. Auch ohne das Spiel zu kennen, konnte ich feststellen, dass alle viel Spaß hatten. Auch die anderen beschäftigten sich mit toben, lesen, reden, etc. So ging ein schöner Tag zu Ende und kurz nachdem das Licht gelöscht worden war, schliefen alle tief und fest.