Wanderung 2: (23.10.2017)

17,5 km von Gefell bis Blankenstein

Nach einer für die Wanderinnen und Wanderer viel zu kurzen Nacht, weckten wir sie um 7.30 Uhr. Das harte Licht der Sporthalle riss alle in sekundenschnelle in die Wirklichkeit zurück und alle Träume, die bösen wie die guten verblassten im aufflackernden Licht. Selbst die Tiefen des Schlafsacks boten den verschlafenen Augen kein Schutz und unausweichlich begann für alle das übliche morgentliche Procedere. Ein ausgiebiges Frühstück konnte alle aber wieder mit uns und der Grenzwanderung versöhnen und kurze Zeit später standen sie im leichten Nieselregen vor den Bussen.

Schnell leerte sich der Platz und hektische Betriebsamkeit wich der Ruhe, die lediglich von den dicker werdenden Tropfen auf den Vordächern durch ihr Trommeln gestört wurde. Doch will ich nicht von den im Regen leidenden schreiben, sondern lieber die Grenzgängerinnen und -gänger in den Focus dieses Berichtes rücken.

Am Startpunkt in Hirschberg wurden sie schnell wieder in den Schoß der Natur aufgenommen. Das Wetter besserte sich zunehmend und genervte Ruhe wich dem Schnattern der Kinder und Jugendlichen. Dieses verstummte dann jedoch schnell, denn der ehemalige Kolonnenweg überwand einige durchaus steile Anstiege. Und da auch für eine Grenze die Regel gilt, dass eine Gerade die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist, gab es auf dem Weg durch die Steilstücke keine den Anstieg entschärfende Kurve. So mussten die Wanderinnen und Wanderer auf einer Gesamtstrecke von 13,7 km 370 Höhenmeter überwinden, waren aber mit einem Stundenschnitt von 5,1 km/h schnell unterwegs. So erreichten sie schon um 15.15 Uhr unser Ziel, welches vom Orga-Team schon vorbereitet worden war.

In einem alten und dennoch schönen Festsaal des Ortes Blankenstein, der uns von dem Fremdenverkehrsverein des Ortes zur Verfügung gestellt worden war, bezogen wir unser neues Nachtlager. Unsere »Outdoorküche« hatten wir schon aufgestellt und kurze Zeit später köchelten die Speisen in den Töpfen und Pfannen. Es war ein großes Hallo, als die Gruppe die Räumlichkeiten eroberte und hungrig schlugen sie sich später die Magen voll. Als der Hunger so gestillt worden war, ließen sich die ersten Mädchen und Jungen von uns »medizinisch« versorgen, denn die Wanderung hatte heute die ersten Wunden an den Füßen herbeigeführt. Unterschiedliche Blasen wurden uns gezeigt, die weitere Wanderung schnell in Frage gestellt. Die »Wunden« ließen sich aber versorgen und wir hatten vorsorglich Blasenpflaster besorgt, dass nun zum Einsatz kam. Da es mittlerweile schon 22.00 Uhr war und die Augen erkennbar kleiner wurden, bereiteten sich alle auf die Nacht vor, die auch morgen wieder viel zu früh zu Ende gehen würde. Letzte kurze Worte mit Nachbarin oder Nachbar und dann vielen den meisten die Augen zu.

 

Bevor auch ich meine Augen für die Nacht schließe, möchte ich eine »Ode« für die Pädagogen schreiben, die mit weniger interessanten Tätigkeiten die Durchführung einer derartigen Aktion erst möglich machen.

Jeder kennt doch Kolumbus, der später als andere, aber mit besserer Propaganda effizienter beworben, Amerika entdeckte. Doch wer kennt den Namen einer der Matrosen, der Segel setzte, reffte, etc. und damit das Erreichen des Ziels er möglich gemacht hat?

Jeder kennt den großen deutschen Forscher und Entdecker Humboldt, der auf seinen Reisen viele schwarze Flecken auf den Landkarten löschte. Doch wie hießen die Eingeborenen, die ihm das riesige Gepäck durch die Fremde trugen und ihm das Betreten der Fremde erst ermöglichten?

Diese Reihe ließ sich beliebig fortsetzen und immer würden Namenlose auftauchen, die durch den riesigen Schatten der Heroen unserer Zeit verdeckt wurden, obwohl sich deren Heldentum in großen Teilen auf den Schultern anderer aufbaute. 

Nun sind wir hier nicht angetreten, ferne Länder zu entdecken, sondern wir wollen unseren Horizont erweitern. Wir tragen unseren zugegebener Maßen kleinen Rucksack und jeder entdeckt so unsere kleine Welt, die momentan fast immer auf den Kolonnenweg begrenzt ist, alleine.

Aber auch bei uns arbeiten Matrosen bzw. Pädagogen im Hintergrund. Sie oder besser wir beladen die Busse, um sie wenige Stunden später wieder auszuladen. Das Gepäck, gerade noch – ich erinnere an Tetris – in Hänger und Busse gestopft, wird wieder aus dem Gepäckraum gerissen und in neue Räume transportiert. Zwischendurch einkaufen, um am Abend zuhören: »Das mag ich nicht!« oder, »das will ich nicht!« vielleicht aber auch, »Kannst Du auch etwas anderes kochen und außerdem bin ich sowieso Vegetarier!« Das Pflegen der Blasen erfüllt unsereinen auch nicht unbedingt mit Wohlgefühl, denn manche Füße strömen einen etwas seltsamen Geruch aus und, die Angst vor Hautkrankheiten an den eigenen Fingern macht diese Erstversorgung nicht leichter.

Wir, die Unerwähnten dieser Aktionen, zwinkern jedoch trotz alledem mit den Augen, denn eigentlich haben wir meistens Spaß und amüsieren uns über unsere kleinen Erlebnisse am Rande dieser Maßnahmen.

Andererseits wollte ich nicht nur die Seiten mit unnötigen Zeilen füllen, auch wenn diese Ode als zweifelhaft zu bewerten wäre. Aber wenn ich die in Erinnerung bringe, die zwar nicht wandern aber trotzdem schwitzen, habe ich mein Ziel wohl erreicht.

Bevor ich den geneigten Leser jedoch weiter langweile, suche auch ich jetzt meine Isomatte auf, schließe die Augen und im Traum gehe ich sicher mit! Gute Nacht!    

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