Pilgertagebuch vom Jakobsweg am 29.03.2013

Veröffentlicht am 30. März 2013 | Themen: Erlebnispädagogik
In der Ferne leuchten schneebedeckte Gipfel

In der Ferne leuchten schneebedeckte Gipfel

22 Kilometer - von San Vincente de la Barquera - Colombres           

Als wir morgens aus der Herberge traten, wartete eine Überraschung auf uns - hell schien die Sonne vom Himmel und hatte die Luft schon angenehm erwärmt.

So machte das Aufstehen viel mehr Spaß und schnell saßen alle beim Frühstück, das uns die älteren Herbergseltern zubereitet hatten. Das spanische Frühstück ist für unsere deutschen Geschmäcker sehr spärlich und besteht scheinbar nur aus Kaffee, Brot oder Plätzchen, Butter und Marmelade. Nachdem wir noch Cornflakes auf den Tisch gestellt hatten, wurden dann doch noch alle halbwegs satt.

Herbergsleben

Herbergsleben

Einfaches aber sättigendes Frühstück

Einfaches aber sättigendes Frühstück

Mit großem Hallo, der Herbergsvater machte von unserer ungewöhnlich großen Gruppe noch ein Foto für seine Bilderwand im Empfangsraum, zogen wir von dannen. Die Luft hatte sich mittlerweile auf 200 Grad erwärmt und begleitet von einer strahlenden Sonne an einem azurblauen Himmel machten wir uns wieder auf unseren Weg.

Doch der anfänglich so schöne Tag sollte uns noch narren.

Erste Kilometer bei schönem Wetter

Erste Kilometer bei schönem Wetter

Schnell hatten wir die Stadt verlassen und zogen in die umliegenden Berge Kantabriens. Schnell rann uns der Schweiß aus allen Poren, denn es wurde immer wärmer. Die Anstrengung forderte ihr Tribut und im Schatten einer kleinen Kapelle machten wir unsere erste Rast. Sorge machte mir eine Wolkenfront, die über den weit entfernten, schneebedeckten Bergen aufzog. Wir zogen aber unbeirrt weiter und es kam, wie es kommen musste. Innerhalb kürzester Zeit zog sich der Himmel zu und sachte, sachte fing es an zu regnen. Der Regen wurde immer stärker, so dass wir nur solche Stellen zur Pause auserkoren, die vor dem mittlerweile prasselnden Regen Schutz bieten konnten. Leider hatten sich einige Kinder, trotz anderslautender Anweisungen, vom Wetter blenden lassen; weder Regenbekleidung noch wärmende Pullover hatten sie eingepackt, denn wie ungleich schöner lässt es sich doch mit leichtem Gepäck reisen und wandern.

Im mittlerweile prasselnden Regen erreichten wir Unquera und suchten Schutz unter modernen und sehr hässlichen Arkadenbögen. Schnell entschlossen die Pädagogen, dass wir die Wanderung hier abbrechen würden. Klaus Regber, Michael O. + Michael C. gingen die restlichen Kilometer im Eilmarsch, um den Bus abzuholen, der schon am geplanten Campingplatz stand. Völlig durchnässt von Regen und Schweiß erreichten sie den Platz, der nun plötzlich einem stillen Weiher glich, weil das Wasser nicht mehr abfließen konnte. Die Drei entschlossen, dass wir eine Herberge beziehen müssten, denn in diesem unablässig fallenden Regen ließ sich kein Zelt mehr trocken aufbauen. Sie buchten in Colombres eine Herberge, die sich in einer ehemaligen Villa befand. Ein riesiges Haus, in dem aber außer uns nur noch eine kleine Gruppe spanischer Pfadfinder untergebracht waren. Nach dem komplizierten Transport der Pilger mit nur einem Bus, holten die letzten dann die noch in San Vincente de la Barquera  stehenden Fahrzeuge ab. Als wir ankamen, konnten wir kurze Zeit später essen.

Spätes Abendessen

Spätes Abendessen

Mittlerweile war es schon sehr spät geworden und alle beendeten mehr oder weniger erschöpft das Mahl gegen 23:00 Uhr. Müde und endlich wieder trocken verschwanden die Kinder im warmen Bett und nur die Unverzagtesten hörten noch leise Musik, während um sie herum die Geräusche schnell verstummten.

Wir saßen derweil unten am großen Esstisch, hatten die Reste vom Abend aufgeräumt und besprachen unser weiteres Vorhaben. Schnell wurde nach einem Kassensturz klar, die „Notherberge“ kostete knapp 400,– €, dass unser Weg aus diesem Grunde hier zu Ende war. Obwohl wir alle Möglichkeiten erörterten, fielen uns keine anderen Lösungen ein und wir akzeptierten diese Situation.

In der folgenden Reflexion stellten wir fest, dass wir glaubten, unser Ziel trotzdem erreicht zu haben!

Sicher haben wir nur 120 Kilometer statt der geplanten 200 Kilometer gelaufen, haben das ein oder andere Tagesziel nicht erreicht und haben anstatt zu wandern sogar einen Ruhetag eingelegt. 

Aber wir haben uns auf einen alten, spirituellen Weg gemacht, haben gemeinsam als Gruppe Erfahrungen gesammelt, die uns reifen ließen, die uns zusammenschweißten und uns auf kaum zu erklärende Weise glücklicher, erfahrener machten.

Vielleicht ist es aber nur der eine Satz, den wir nun besser verstehen: „Der Weg ist das Ziel!“
BON CAMINO – im Jahr 2014

Vielleicht haben wir in den Beschreibungen unserer Wanderschaft selten über die Menschen geschrieben und berichtet, die uns bei den Vorbereitungen und Durchführung unseres Pilgerweges geholfen haben! Sie haben uns aber oft in unseren Gedanken begleitet!

Muchas Gracias!